Wussten Sie, dass die Fläche der Ukraine 603.628 km² beträgt und im Jahr 2023 eine geschätzte Bevölkerung von 36.744.636 Menschen hat? Von den frühen Kulturen bis zur modernen Nation hat die Geschichte der Ukraine eine vielschichtige Entwicklung durchgemacht. Doch wann genau begann die Entstehung der Ukraine und der Zeitpunkt der eigentlichen Gründung der Ukraine? Tauchen wir ein in die faszinierende Vergangenheit dieser bedeutenden europäischen Nation.
Wichtige Erkenntnisse
- Die Fläche der Ukraine umfasst 603.628 km² mit einer Bevölkerungsdichte von 61 Menschen pro km².
- Die Bevölkerung der Ukraine wird 2023 auf etwa 36,7 Millionen geschätzt.
- Ursprünge der ukrainischen Besiedlung reichen bis in die Paläolithikum zurück.
- Die Kiewer Rus, als ein wichtiger Meilenstein, wurde im 9. Jahrhundert gegründet.
- Die Ukraine erlangte ihre Unabhängigkeit von der Sowjetunion am 24. August 1991.
Frühgeschichte und die ersten Kulturen
Die Frühgeschichte der Ukraine ist reich an kulturellen und archäologischen Entdeckungen, die auf eine lange und komplexe Entwicklung hinweisen. Der Ursprung der Ukraine als geografische und kulturelle Entität lässt sich bis in die Zeit der ersten menschlichen Besiedlungen zurückverfolgen. Schon in der Steinzeit bildeten sich hier erste Siedlungen, die später durch verschiedene Kulturen weiterentwickelt wurden.
Besonders hervorzuheben ist die Trypillia-Kultur (etwa 5500 bis 2750 v. Chr.), die im heutigen Gebiet der Ukraine und Moldawien existierte. Diese Kultur zeichnete sich durch große, planmäßig angelegte Siedlungen und beeindruckende Keramikkunst aus. Weitere bedeutende frühe Kulturen umfassen die Schwarzmeer-Kulturen und die Kaukasus-Kulturen, die das Gebiet der Ukraine in der Bronzezeit prägten und Handelsbeziehungen zu anderen frühgeschichtlichen Zivilisationen unterhielten.
Im Laufe der Jahrtausende spielten zahlreiche Völker und Stämme eine Rolle im Ursprung der Ukraine. Die Skythen, ein ausdrucksstarkes Nomadenvolk, dominierten im ersten Jahrtausend v. Chr. große Teile der Steppe von der Donau bis zum Don. Anfang des ersten Jahrtausends n. Chr. besiedelten die Ostgoten weite Teile der heutigen Ukraine, bevor sie von den Hunnen verdrängt wurden.
Mit dem Aufstieg der Kiewer Rus im 9. und 10. Jahrhundert begann eine bedeutende neue Ära in der Frühgeschichte der Ukraine. Die Kiewer Rus, gegründet von nordischen Wikingern und slawischen Bewohnern, entwickelte sich zu einem mächtigen Zentrum politischer und kultureller Aktivität in Osteuropa. Diese frühe staatliche Formation legte den Grundstein für die spätere Entwicklung der ukrainischen Nation und Kultur.
Auch wenn die Kiewer Rus später zerfiel, blieb ihr Einfluss auf die spätere Geschichte und Identität der Ukraine von immenser Bedeutung. Die ständigen Bedrohungen durch Mongolen und Tataren führten dazu, dass sich neue Machtzentren entwickelten, die die Frühgeschichte der Ukraine maßgeblich prägten und die Grundlagen für die moderne Ukraine legten.
Das Zeitalter der Kiewer Rus
Die Kiewer Rus gilt als das goldene Zeitalter der Ukraine und nimmt eine zentrale Rolle in der historischen Entwicklung der Ukraine ein. Der Zeitraum der Kiewer Rus erstreckte sich von etwa 880 bis 1240. Dieses Reich war eine lockere Föderation von Teilfürstentümern und erreichte im 11. Jahrhundert eine Fläche von etwa 800.000 Quadratkilometern und hatte eine Einwohnerzahl von etwa 5.400.000. Im 12. Jahrhundert wuchs die Fläche auf beeindruckende 1.330.000 Quadratkilometer an.
Bekannte Herrscher dieser Ära wie Wladimir der Heilige (978-1015) und Jaroslaw der Weise (1019-1054) trugen maßgeblich zur Konsolidierung und Erweiterung der Kiewer Rus bei. Unter ihrer Führung wurde 988 die christliche Religion angenommen, was ein bedeutendes Ereignis in der historischen Entwicklung der Ukraine darstellt. Die Währung dieser Zeit, die Kiewer Hrywnja, bestand aus 150 Gramm Silber und war ein Zeichen für die wirtschaftliche Stärke der Region.
Die Kiewer Rus war nicht nur in der Region, sondern auch international von Bedeutung. Im Jahr 902 dienten 700 Söldner aus der Rus in byzantinischen Diensten. In den Jahren 967–969 eroberte Swjatoslaw 80 Städte im Balkan, was die militärische Kraft des Reiches unterstreicht. Die Mongolische Invasion der Kiewer Rus im Jahr 1240 markierte das Ende dieser glorreichen Ära, nach einem sieben Tage andauernden Angriff, bei dem Kiew zerstört wurde.
Die Kiewer Rus und ihr Einfluss auf die historische Entwicklung der Ukraine sind auch heute noch von großer Bedeutung. Porträts von Fürst Wolodymyr und Jaroslaw zieren die 1- und 2-Hrywnja-Noten der modernen Ukraine, und die Währung des heutigen Landes ist nach der damaligen Geldeinheit benannt. Die Unabhängigkeitserklärung der Ukraine von 1991 bezog sich ausdrücklich auf die „tausendjährige Staatlichkeit“, die in der Kiewer Rus ihre Wurzeln hat. Das tausendjährige Jubiläum von Wladimirs Tod wurde 2016 feierlich begangen, was die historische Verbundenheit und die kulturelle Bedeutung dieses Zeitalters unterstreicht.
Unter litauischer und polnischer Herrschaft
Die litauische und polnische Herrschaft in der Ukraine begann im späten Mittelalter und prägte die politische Geschichte der Ukraine grundlegend. Nach dem Niedergang der Kiewer Rus wurde das Gebiet der heutigen Ukraine im 14. Jahrhundert Teil des Großfürstentums Litauen. Diese Herrschaft brachte sowohl kulturelle als auch politische Veränderungen mit sich.
Im Jahr 1569 schloss sich das Großfürstentum Litauen mit dem Königreich Polen zur polnisch-litauischen Union (auch als Lubliner Union bekannt) zusammen. Diese Vereinigung führte dazu, dass die Ukraine unter den Einfluss und die Verwaltung Polens geriet. Besonders sichtbar war diese Veränderung in der politischen Struktur, da das polnische Recht und die polnische Kultur zunehmend Einfluss nahmen.
Die litauische und polnische Herrschaft in der Ukraine endete offiziell erst im 18. Jahrhundert nach der dritten polnischen Teilung im Jahr 1795. Diese Teilung führte dazu, dass das Gebiet der Ukraine unter russische Kontrolle fiel, mit Ausnahme des westlichen Teils um Lwiw, der österreichisch wurde. Die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen dieser Herrschaftsperiode hatten tiefgreifende Auswirkungen auf die politische Geschichte der Ukraine und hinterließen Spuren, die noch heute sichtbar sind.
Diese Ära der litauischen und polnischen Herrschaft in der Ukraine ist ein bedeutender Abschnitt in der politischen Geschichte der Ukraine, da sie eine Zeit von komplexen kulturellen und politischen Entwicklungen darstellt. Die Einflüsse aus dieser Zeit sind vielfältig und haben das kulturelle Erbe und die Identität der Ukraine nachhaltig geprägt.
Die Ausrufung der Ukrainischen Volksrepublik
Die Ausrufung der Ukrainischen Volksrepublik am 20. November 1917 markiert einen bedeutenden Moment in der Historischen Staatsbildung in der Ukraine. Inmitten der politischen Umwälzungen des frühen 20. Jahrhunderts strebten die Ukrainer:innen nach nationaler Selbstbestimmung und Unabhängigkeit.

Am 25. Januar 1918 (rückdatiert auf den 22. Januar) wurde die offizielle Unabhängigkeitserklärung verkündet. Diese junge Republik beanspruchte eine Fläche von 850.100 km² und umfasste eine Bevölkerung von rund 50.230.600 Menschen. Binnen kurzer Zeit erkannten elf Staaten die Ukrainische Volksrepublik de jure an, darunter Lettland, Litauen und das Deutsche Reich. Zudem wurde die Republik von vier Ländern de facto anerkannt, wie beispielsweise der Schweiz und Schweden.
Ein bedeutender Wendepunkt für die Republik war der Friedensvertrag von Riga, der am 18. März 1921 unterzeichnet wurde und die formelle Existenz der Ukrainsiche Volksrepublik beendete. Jedoch existierte die Exilregierung bis zum 22. August 1992, was eine bemerkenswerte politische Kontinuität demonstrierte. Es dauerte 71 Jahre, bis die unabhängige Ukraine die offizielle Nachfolge der Volksrepublik anerkannt wurde.
Im Zeitraum von Dezember 1918 bis November 1920 wechselte die ukrainische Regierung mehrfach und stieß auf erhebliche politische Herausforderungen. Trotz der diplomatischen Anerkennung stand die Ukraine weiterhin unter Druck. Die Bolschwejiken führten ab 1919 eine aggressive Politik der Entkosakisierung durch, was als ethnische Säuberung oder Völkermord betrachtet werden könnte.
Diese komplexen politischen Situationen prägten die historische Staatsbildung in der Ukraine und hinterlassen ein vielschichtiges Erbe. Die pro-ukrainische Politik der örtlichen Sowjets und die florierenden ukrainischen patriotischen Bewegungen unter den Kommunist:innen und Sozialist:innen beeinflussten die künftige Gestaltung des ukrainischen Staates nachhaltig.
| Datum | Ereignis |
|---|---|
| 20. November 1917 | Gründung der Ukrainischen Volksrepublik |
| 25. Januar 1918 | Unabhängigkeitserklärung (rückdatiert auf den 22. Januar) |
| 18. März 1921 | Friedensvertrag von Riga |
| 22. August 1992 | Offizielle Anerkennung der Ukraine als Nachfolger der Volksrepublik |
| 14. Januar 1919 | Ausrufung der Ukrainischen Sowjetrepublik |
Unabhängigkeit und der moderne ukrainische Staat
Die Unabhängigkeit der Ukraine markierte einen entscheidenden Wendepunkt in der Geschichte des Landes. Am 1. Dezember 1991 stimmten 90,32 % der Abstimmenden im Referendum für die Loslösung von der Sowjetunion, bei einer bemerkenswerten Wahlbeteiligung von 84,18 %. Dies war ein klares Signal für den Beginn eines modernen ukrainischen Staates.
Bereits zuvor, am 22. Oktober 1991, hatte der Oberste Sowjet der Ukraine die Bildung eigener Streitkräfte beschlossen, die rund 420.000 Soldaten umfassen sollten, sowie eine Nationalgarde mit 30.000 Soldaten. Dies verdeutlichte die Ambitionen der Ukraine, von Beginn an souverän und selbstständig zu agieren.
Am selben denkwürdigen Tag des Referendums, dem 1. Dezember 1991, wählten 61,6 % der Wähler Leonid Krawtschuk zum ersten Präsidenten der Ukraine, während Wjatscheslaw Tschornowil 23,2 % der Stimmen erhielt. Kurz darauf, am 2. Dezember 1991, wurde die Ukraine von Russland, Polen und Kanada diplomatisch anerkannt. Dieses schnelle diplomatische Engagement unterstrich die Bedeutung der Ukraine in der internationalen Gemeinschaft unmittelbar nach ihrer Loslösung von der Sowjetunion.
Die Fläche der Ukraine betrug im Jahr 1991 603.700 km², was sie auf Position 44 weltweit brachte, während die Bevölkerung bei etwa 52,2 Millionen lag, was dem 22. Rang weltweit entsprach. Doch war der neue Staat mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert, nicht zuletzt durch die wirtschaftlichen Auswirkungen der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl, die 22,3 % des Staatsbudgets beanspruchten.
Im Jahr 1992 war die Ukraine die drittgrößte Atommacht der Welt, ausgestattet mit 130 Interkontinentalraketen vom Typ UR-100N und 46 RT-23. Doch der Weg in die moderne Staatlichkeit war mit weiteren politischen und sozialen Herausforderungen gepflastert.
Die ukrainische Regierung begann dann mit weitreichenden Reformen zur Stabilisierung der Wirtschaft, darunter ein Reformprogramm, das am 19. November 1992 das Parlament mit 308 gegen 16 Stimmen verabschiedete. Schließlich einigten sich die Präsidenten von Russland, der Ukraine und den USA am 14. Januar 1994 auf ein Abkommen zur Vernichtung der Interkontinentalraketen, was den nichtnuklearen Status der Ukraine festigte.
All diese Ereignisse waren entscheidend für die Entwicklung der Ukraine von der Unabhängigkeit hin zu einem souveränen und modernen Staat. Im Jahr 1991 wurden die Weichen für die Frage gestellt: Ukraine seit wann unabhängig? Mit einem klaren Mandat durch das Referendum und den darauf folgenden politischen Schritten setzte die Ukraine ihr Streben nach Unabhängigkeit um und etablierte sich als eigenständige Nation in der internationalen Arena.
Seit wann gibt es die Ukraine?
Die Frage, ab wann die Ukraine existiert, führt zu einer Reise durch die komplexe und wechselvolle Geschichte dieser Region. Die heutige Ukraine entstand als eigenständiger Staat im Jahr 1991, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Doch die historische Wurzeln des Landes reichen viel weiter zurück in die Vergangenheit.
Die frühe Geschichte der Ukraine ist eng mit der Kiewer Rus verknüpft, einem Herrschaftsverband, der im späten 9. Jahrhundert entstanden ist und Kiew als sein Zentrum hatte. Die Kiewer Rus gilt als erster bedeutender Staat in der Region und umfasst wichtige Gebiete der heutigen Ukraine, Russland und Belarus. Nach dem Mongolensturm von 1240 und den darauffolgenden Jahrhunderten unter der Herrschaft von Polen-Litauen und Moskau, blieb die Identität der Ukraine jedoch stets lebendig.
Im 20. Jahrhundert waren die Ukrainische Volksrepublik von 1917, die Eingliederung in die Sowjetunion im Jahr 1922 und die massive Verluste durch den Holodomor in den 1930er Jahren prägende Ereignisse in der Entwicklung der Ukraine. Die erneute Frage, wann entstand die Ukraine, wird daher auch mit der durch die Katastrophe von Tschernobyl 1986 und die entscheidenden Jahre der Unabhängigkeit 1991-1992 verknüpft.
Die jüngste Geschichte ist durch die Orangene Revolution von 2004, die Maidan-Proteste 2013 und den seit 2014 andauernden Verteidigungskrieg gegen Russland geprägt. Seitdem hat die Ukraine wichtige Schritte zur Festigung ihrer Unabhängigkeit und Souveränität unternommen, trotz erheblicher Herausforderungen und Konflikte. So ist die Frage, wann entstand die Ukraine, letztlich eine komplexe Erzählung von Jahrtausenden kultureller, politischer und sozialer Entwicklungen.
