Die Angst vor oder beim Zahnarzt ist bei Betroffenen oft tief verankert – egal ob bei Kindern oder Erwachsenen. Die Behandlung kann somit deutlich erschwert werden oder im schlimmsten Fall erst gar nicht stattfinden. Betroffene Patienten haben Probleme selbst bei leichten Beschwerden einen Zahnarzt aufzusuchen. Doch woher kommt genau diese Angst, wie kann geholfen werden und welche Möglichkeiten bestehen, dass solche Ängste gar nicht erst entstehen müssen? Ein Ratgeber für Betroffene und für alle, damit solche Ängste heute erst gar nicht mehr entstehen.
Geht Zahnarztangst wirklich von Erfahrungen in der Kindheit aus?
Die einfachste und naheliegendste Erklärung für die Angst vor dem Zahnarzt fußt auf schlechten Erfahrungen betroffener Patienten in der Kindheit. Tatsache ist, dass die Behandlungsmethoden sich heute ständig weiterentwickeln. Einige Jahrzehnte zuvor waren Zahnbehandlungen noch nicht auf dem Stand, wie dies heute möglich ist. Einige Zahnärzte sind spezialisiert darauf, Patienten diese Ängste – die nicht selten aus der Vergangenheit stammen – zu nehmen.
Traumatische Erlebnisse, die meist in Kombination mit oder aufgrund von Schmerzen entstanden sind, spielen hier eine sehr große Rolle. Genau diese Art von Erinnerung lässt negative Gedanken in jeglicher Art wieder Aufleben – und zwar beim bloßen Gedanken an den Zahnarzt. Auch der Geruch nach Nelkenöl, der typisch war bei Zahnbehandlungen in früheren Zeiten, kann genau diese Gefühle triggern. Kontrollverlust und der Gedanke daran, dem Zahnarzt ausgeliefert zu sein, verstärken diese Gefühle immens.
Alleine zu sein, mit Schmerzen, eventuell nachdem die Wartezeit im Wartezimmer schier unendlich schien und der oder die Zahnärztin eine komplizierte Behandlung vorschlägt – all dies löst für manche Patienten langfristig eine Phobie aus. Die Folge ist meist das Vermeiden jeglicher Zahnbehandlungen, was die Beschwerden langfristig natürlich nur verstärkt. Ein Teufelskreis entsteht. Kinder, die in jungen Jahren schlechte Erfahrungen beim Versiegeln kleinerer Füllungen oder Ziehen von Milchzähnen gemacht haben, wachsen unbewusst genau in diese Phobie hinein. Im Erwachsenenalter triggert dann die Erinnerung an die Vergangenheit und beschwört Horrorszenarien hervor, wenn es um präventive Maßnahmen, wie Zahnreinigungen, zahnerhaltende Maßnahmen, wie Füllungen, oder chirurgische Behandlungen, wie zum Beispiel Zahnimplantate geht.
Hilfe suchen und darüber sprechen ist ein großer Schritt
Für Betroffene ist es wichtig, dass sie wissen, dass sie in diesem Fall nicht alleine sind. Ungefähr fünf bis zehn Prozent der Deutschen leiden an genau dieser Art von Phobie, wobei die Dunkelziffer wohl deutlich höher liegen dürfte. Auch beunruhigend zu sehen: 60 Prozent gehen ungern zum Zahnarzt, was auf keine Angst schließen lässt, aber wohl ein Grund sein könnte, nicht hinzugehen. Spezielle Verfahren und auf Angstreduzierung ausgebildete Zahnärzte können hier Abhilfe schaffen oder unterstützend wirken. In Deutschland gilt die freie Arztwahl, was so viel bedeutet, wie dass Patienten ihren Arzt wählen können, gerade wenn es um die Bewältigung solcher Ängste geht.
Die folgenden Angebote, die zur Bewältigung solcher Ängste helfen, könnten von vielen Zahnärzten angeboten werden:
- Hypnose
- Psychologische oder Tiefenpsychologische Therapie
- Akkupunktur
- Entspannungstechniken, z.B. mit Musik
Wichtig ist zu wissen, dass vor jedem Eingriff, jeder Behandlung Aufklärungsgespräche das A und O sind. Das Veto vom Patienten kann jederzeit eingelegt werden oder es gibt eine weitere Aufklärungsrunde, weil Bedenken oder Ängste bestehen.
Wie kann Prävention stattfinden, die langfristig Früchte trägt?
Angstpatienten können diese negativen Erfahrungen und die daraus entstandene Ablehnung im schlechtesten Fall an ihre Kinder weitergeben. Die Spirale aus Angst und dem unguten Gefühl bei Schmerzen einer Behandlung ausgeliefert zu sein, lässt die Betroffenen weitere Ablehnung empfinden. Eine schwierige Situation, da genau die Kleinsten vorsichtig aber dennoch regelmäßig an den Zahnarztbesuch gewöhnt werden sollten.
Kinder spielerisch, gerne auch bei speziell eingerichteten und ausgebildeten Kinderzahnärzten an die Behandlungsabläufe zu gewöhnen, ist die beste Prävention der Zeit. Durch regelmäßige Kontrollen zweimal im Jahr, möchte man langfristig größeren Zahnbehandlungen vorbeugen und genau dieser Art von Spirale entgehen. In Kinderzahnarztpraxen werden in kindgerecht eingerichteten Behandlungsräumen – zum Beispiel mit Musik, Fernseher an der Decke oder Spielecken – auch Kindern mit Zahnarztphobie sensibel an Zahnarztbehandlungen herangeführt.
Kindgerechte Behandlung und das Heranführen an Zahnarztbehandlungen ist langfristig der Schlüssel, um die Zahl der Angstpatienten vom Morgen zu minimieren.
Für jeden Patient den passenden Behandler
Was für viele Angstpatienten so unerreichbar scheint, sollte zum normal Zustand beim Zahnarztbesuch gehören. Angstfrei ohne Stress und am Ende ohne Zahnschmerzen sollte die Devise sein, woran Zahnärzte und ihre Mitarbeiter täglich arbeiten. Angstpatienten sollten dies immer ansprechen, Bedenkzeit nutzen und bei Rückfragen diese immer deutlich kommunizieren. Zahnärzte haben sich aufgrund der steigenden Zahl der Angstpatienten teilweise spezialisiert und Möglichkeiten gefunden, um auf Patienten einzugehen und emotional zu begleiten.
Kinder sind die Patienten von Morgen. Jeder Behandler legt den Fokus hier auf den regelmäßigen, stressfreien und langfristig gefestigten Behandlungserfolg und die Beziehung zu den Kleinen. Positive Erfahrungen und präventive Behandlungen stehen hier im Fokus. Durch das halbjährliche kontrollieren der Kinderzähne wird hier der Grundstein gelegt. Jeder Patient hat das Recht auf den passenden Behandler, der langfristig seine Belange, Beschwerden und Bedürfnisse erkennt und auch darauf eingehen kann.
Abbildung 1: Pixabay © Tho-Ge (CCO Public Domain) Bild von confidentdentalcare auf Pixabay
Abbildung 2: Pixabay © confidentdentalcare (CCO Public Domain) Bild von Thomas G. auf Pixabay
Hinterlasse jetzt einen Kommentar