
137 Millionen – das ist die Anzahl der Photorezeptoren unserer Augen. Farben und Formen spielen daher für unser Leben eine entscheidende Rolle. Sie sind nicht nur etwas, was wir wahrnehmen, sie beeinflussen auch unsere Stimmung und unser Wohlbefinden. So ist es erstaunlich, wie wenig oft in der Auswahl der Farben für den eigenen Wohnraum auf Stimmigkeit und unsere Gefühle geachtet wird. Denn die Farbwahl unseres Zuhauses kann durchaus einen großen Einfluss auf unser Leben haben. Diese Beeinflussung spielt sich unbewusst ab und dennoch nehmen wir sie täglich wahr.
Die Geschichte der Farbenlehre
Egal ob wir heute unsere Tischdecke transparent oder lieber farblich gestalten, ob wir sie selbst aussuchen oder unseren Kindern die Gestaltung überlassen, die Freude an der Sinneswahrnehmung durch das Auge hat eine lange Geschichte. Die Maler der Renaissance waren die ersten, die die Leuchtkraft der Farben für sich entdeckten. Das Herstellen von Farben war damals wesentlich schwieriger als heute. Nicht selten brauchte man exotische Zutaten wie Schnecken für das Purpur, Perlmutt für ein schimmerndes Weiß oder die Pflanze Indigo für Blautöne.
Der Maler und Wissenschaftler Leonardo da Vinci war der Erste, der versuchte, den Farben ein System zu geben. Für seinen Zirkel gab es noch, anders als heute, vier Primärfarben: Gelb, Grün, Blau und Rot. Später führte Isaac Newton seine Farblehre weiter. Er war der Erste, die durch die Benutzung eines gläsernen Prismas Licht „zerlegte“ und so auf die Idee kam, dass weißes Licht aus allen Farben besteht. Er nannte die Farben, die sich durch die Brechung weißen Lichts ergaben, „Spektralfarben“. Er reduzierte die Grundfarben auf drei: Rot, Grün und Blau.
Der nächste Vertreter der Farbenlehre war niemand anders als Johann Wolfgang von Goethe. Für ihn gab es sechs Grundfarben: Purpur, Rotgelb, Gelb, Grün, Blau und Rotblau.

Es gibt verschiedene Farbenlehren, darunter die RYB-Lehre (Rot, Gelb, Blau), die RGB-Lehre (Rot, Grün, Blau) und die CMYK-Lehre (Cyan, Magenta, Gelb, Schwarz). Die RYB-Lehre geht auf die traditionellen Farben der Malerei zurück und wird in dem Kunstunterricht noch oft verwendet. Die RGB-Lehre wird in der elektronischen Farbdarstellung verwendet, während die CMYK-Lehre in der Druckindustrie verwendet wird.
RYB-Farbenlehre
Der Farbkreis von Johannes Itten basiert auf der RYB-Farbenlehre und besteht aus 12 Farben, die in einer bestimmten Reihenfolge angeordnet sind. Die Farben sind Rot, Orange, Gelb, Grün-Gelb, Grün, Blau-Grün, Blau, Lila-Blau, Lila, Rot-Lila, Braun und Schwarz. Iten ordnete die Farben in sieben Gruppen ein:
- Primärfarben (Rot, Gelb, Blau)
- Sekundärfarben (Orange, Grün-Gelb, Lila-Blau)
- Tertiärfarben (Grün, Blau-Grün, Rot-Lila)
- Klassische Farben (Braun, Schwarz)
- Klassische Neutralfarben (Weiß, Grau, Schwarz)
- Unklare Farben (z.B. ein helles Grün)
- Unklare Neutralfarben (z.B. Beige)
Itten betonte auch die Wichtigkeit der Beobachtung von Farben in der Natur und deren Anwendung in der Kunst. Er entwickelte Techniken wie die Farbkontrastanalyse und Farbharmonie, die noch heute in der Kunst und Gestaltung verwendet werden.
RGB-Lehre
Die RGB-Lehre (Red, Green, Blue) ist eine Farbenlehre, die in der elektronischen Farbdarstellung verwendet wird. Sie besagt, dass alle Farben durch eine Kombination von Rot, Grün und Blau erzeugt werden können. Jede dieser Grundfarben wird durch einen bestimmten Wert von 0 bis 255 dargestellt, der die Helligkeit der Farbe angibt.
Beispielsweise kann Weiß durch eine gleichmäßige Mischung von 100 % Rot, 100 % Grün und 100 % Blau erzeugt werden, während Schwarz durch 0 % Rot, 0 % Grün und 0 % Blau erzeugt wird. Ein helles Rot würde beispielsweise durch einen hohen Wert von Rot (z.B. 255), einen niedrigen Wert von Grün (z.B. 100) und einen noch niedrigeren Wert von Blau (z.B. 50) dargestellt werden.
Es ist wichtig zu beachten, dass die RGB-Lehre auf elektronischen Geräten wie Computermonitoren, Fernsehern und Smartphones verwendet wird, die Licht ausstrahlen. In der Druckindustrie wird die CMYK-Lehre verwendet, da sie auf der Grundlage von Farben basiert, die durch die Überlagerung von Pigmenten erzeugt werden.
CMYK-Lehre
Die CMYK-Lehre (Cyan, Magenta, Yellow, Key / Black) ist eine Farbenlehre, die in der Druckindustrie verwendet wird. Sie besagt, dass alle Farben durch die Überlagerung von Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz erzeugt werden können. Jede dieser Grundfarben wird durch einen bestimmten Prozentwert dargestellt, der die Menge an Farbe angibt, die verwendet wird, um die gewünschte Farbe zu erzeugen.
Beispielsweise kann Schwarz durch 100 % Key (Schwarz) erzeugt werden, während Weiß durch 0 % Cyan, 0 % Magenta, 0 % Gelb und 0 % Key erzeugt wird. Ein helles Rot würde beispielsweise durch einen niedrigen Prozentwert von Cyan (z.B. 20 %), einen hohen Prozentwert von Magenta (z.B. 80 %) und einen niedrigen Prozentwert von Gelb (z.B. 30 %) und Key (z.B. 0 %) dargestellt werden.
Es ist wichtig zu beachten, dass die CMYK-Lehre auf der Überlagerung von Pigmenten basiert, die beim Drucken verwendet werden. Dies unterscheidet sich von der RGB-Lehre, die auf elektronischen Geräten wie Computermonitoren, Fernsehern und Smartphones verwendet wird, die Licht ausstrahlen.
Farbenlehre für die Wohnung
Wer heute bei der Wohnungseinrichtung auf die Farbenlehre Rücksicht nehmen möchte, kommt nicht umhin, sich die Bedeutung und Wirkung von Farben einmal anzuschauen, bevor Tischdecken und Gardinen Einzug erhalten.
- Weiß
Wie Isaac Newton schon herausgefunden hat: Weiß ist eigentlich gar keine Farbe. Trotzdem benutzen wir Weiß sehr häufig in Wohnräumen. Gerade weil sie kein eigenes Farbspektrum besitzt, eignet sie sich für neutrale Flächen. Durch die Hintergrundfarbe Weiß können andere Farben erst richtig zum Strahlen kommen. - Gelb- und Orangetöne
Diese Farben gehören im Farbspektrum zu den „warmen Farben“ und geben einem Raum eine gemütliche Aura. Sie unterstützen ein „Gute-Laune-Flair“ und lassen kleine Räume oft größer erscheinen. - Blau
Blau gehört zu den „kühlen Farben“ und hat daher eine beruhigende Wirkung. Blau eignet sich daher besonders gut für Zimmer, in denen Ruhe einkehren soll, wie beispielsweise dem Schlafzimmer. - Grün
Grün beruhigt die Sinne, durch den leichten Gelbanteil wirkt es aber auch stimmungsaufhellend.
Schutz vor Flecken bei farblich abgestimmten Möbeln
Oft werden nicht nur die leicht austauschbaren Gegenstände wie Gardinen oder Decken farblich passend abgestimmt, sondern auch die Möbel selbst. Ein schönes Holz, egal ob dunkel gemasert oder einladend hell verschönert den Raum und gibt eine Eleganz, die allein durch farblich abgesetzte Vorhänge nicht erreicht werden kann.
Wer seine Möbel passend zur Farbwahl aussucht, möchte diese natürlich schützen, damit sie auch lange halten, denn die Waschmaschine kann in diesem Fall nicht weiterhelfen. Zum Schutz eignet sich zum Beispiel Tischfolie nach Maß, die schnell angepasst werden kann und die schöne Holzfläche schützt, wenn Kinder am Tisch malen oder basteln.
Welche Farbe passt zu welchem Zimmer?
Nicht alle Farben eignen sich für jedes Zimmer. Egal wie intensiv man sich mit der Farbenlehre auseinandersetzt, ein paar Grundlagen gilt es in der Wohnung zu beachten.
Belebende Farben wie Gelb, Orange oder Rot eignen sich für Küche und Arbeitszimmer, nicht aber für Schlafräume. Diese werden besser in kühlen Farben wie Blau oder beruhigenden Farben wie Grün gehalten.
Für die Einrichtung eines Büros eignet sich das neutrale Weiß mit Farbtupfern in Gelb oder Grün.
Kann ich meine Farben selbst mischen?
Ja, es ist möglich, Wandfarben selbst zu mischen, um genau die gewünschte Farbe zu erhalten. Dies erfordert jedoch ein gewisses Verständnis von Farben und Farbmischen.
Eine Möglichkeit, Wandfarben selbst zu mischen, besteht darin, Grundfarben zu kaufen und sie in den gewünschten Proportionen zu mischen. In der Regel gibt es viele Farbmisch-Rechner, welche man online finden kann, die helfen können, die richtigen Proportionen zu bestimmen. Es gibt auch spezielle Farbmisch-Sets, die entweder online oder in Farben- und Baumärkten erhältlich sind.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Farben, die man selbst mischt, nicht immer genau die gleiche Farbe ergeben werden wie die Farben, die man auf Farbmuster sieht. Es kann auch Unterschiede bei der Farbdarstellung aufgrund von Lichtverhältnissen, Untergrund und anderen Faktoren geben. Deshalb ist es am besten, eine Probe der selbst gemischten Farbe auf die Wand aufzutragen, bevor man die gesamte Wand streicht, um sicherzustellen, dass die Farbe die gewünschte Wirkung hat. Soll die Wand gespachtelt werden, besteht ebenfalls die Möglichkeit diese Spachtelmasse mit Farbe anzumischen oder eine farbige Masse zu kaufen.
Bild von Gerd Altmann und Titelbild von Ferenc Keresi auf Pixabay
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