Generation Locker: Warum Verbindlichkeit immer mehr zum Fremdwort wird

Work-Life-Balance
Arbeit, Freizeit, Gesundheit - Work Life Balance

Work-Life-Balance – wohl kaum ein anderes Synonym beschreibt die Generation „locker“ besser. Während ihre Eltern und Großeltern häufig mit weniger als 20 Urlaubstagen pro Jahr auskommen mussten, stehen Arbeitnehmenden heute sogar 30 Tage und Möglichkeiten wie ein Sabbatical zur Verfügung. Auszeiten nehmen, entspannen und das Leben genießen – diese Lockerheit setzt sich immer häufiger auch im zwischenmenschlichen Bereich fort.

Viele Experten sprechen sogar von der Generation Beziehungsunfähig und warnen vor Negativfolgen, denn Verbindlichkeit und Loyalität werden zunehmend zu Fremdwörtern.

Bewusst Zeit nehmen kommt immer häufiger zu kurz

Nie gab es in Deutschland mehr Singlehaushalte als jetzt. 2021 waren es mehr als 22,69 Millionen, während der Anteil der Scheidungen im selben Jahr bei 142.800 lag. Für viele sind Partnerschaften und vor allem das Ehekonstrukt ein Auslaufmodell, denn so scheint die Verlockung, immer wieder neue interessante Menschen kennenzulernen und mit ihnen eine aufregende Zeit erleben zu können.

Viele Erwachsene wollen weniger Verbindlichkeit, beruflich und privat. Begriffe wie „Ghosting“, „Pipping“, „Breadcrumbing“, „Haunting“ und Co. sind längst zur Praxis beim Dating geworden und verunsichern viele. Statt Einladungskarten zur Verlobungsfeier oder Babyparty in einer gut funktionierenden Beziehung gibt es Taschentücher, Tränen und oftmals Unverständnis, wenn der vermeintliche Traumpartner plötzlich verschwindet und es so aussieht, als hätte es die Beziehung niemals gegeben.

Auch die Anzahl verschickter Hochzeitskarten geht kontinuierlich zurück, denn immer weniger Paare wollen tatsächlich den Bund für das Leben eingehen. 2021 schlossen ihn 357.800 Paare, 4,2 Prozent weniger als noch 2020. Stattdessen wird die (offene) Beziehung praktiziert, denn sie zu beenden ist deutlich leichter und günstiger als die Heiratsurkunde zu unterzeichnen.

Laut Statistischem Bundesamt dauert eine eingetragene Partnerschaft durchschnittlich vier Jahre und neun Monate, während Eheschließungen wesentlich länger halten. In Deutschland schaffen es Ehepaare immerhin auf ca. 31,4 Jahre auf dem Papier.

Eine Entwicklung, die ganz im Gegensatz zu den älteren Generationen steht. Ein Paar aus Memmingen feierte 2020 sogar seinen 80. Ehetag, denn beide gaben sich am 12. September 1939 das Versprechen für den Lebensbund.

Das Geheimnis einer langen Partnerschaft

Warum trauen sich immer weniger Paare ins Eheleben oder warum scheitern so viele Beziehungen bereits vor dem Gang zum Traualtar? Psychologen haben diese Fragestellungen in unzähligen Untersuchungen kritisch beäugt und wissen, dass die Ursache dafür vor allem oftmals die eigene Unzufriedenheit ist.

Sind Partner beispielsweise mit ihrem Aussehen, dem beruflichen Erfolg oder dem Seelenfrieden unzufrieden, lassen sie dies häufig an anderen aus. Streitpotenzial ist damit vorprogrammiert, denn der Partner weiß meist gar nicht, warum die Situation plötzlich zu eskalieren scheint.

Auch mangelndes Vertrauen ist eine häufige Ursache für das Scheitern einer Partnerschaft. Psychologen begründen den Wunsch nach Kontrolle und fehlenden Vertrauen in den Partner häufig mit der eigenen Unsicherheit. Vor allem viele Frauen vergleichen sich mit anderen Damen und bewerten diese anhand von Optik, Charakteristika oder anderen Faktoren. Selbstkritisch wird dann oftmals festgestellt, dass die vermeintlichen Nebenbuhler viel besser aussieht und zu einer echten Konkurrenz werden könnte. Das Hirngespinst führt in vielen Fällen so weit, dass Streitigkeiten in der Partnerschaft ausbrechen, ohne dass es dafür echte Gründe gibt.

Experten empfehlen deshalb bei aufkommenden Eifersucht-Anflügen, kritisch zu hinterfragen, woher diese Unsicherheit plötzlich kommt. Hat der Partner tatsächlich einen Grund zur Skepsis gegeben oder liegt es tatsächlich an den eigenen Befindlichkeiten?

Zu hohe Erwartungshaltungen führen ebenfalls oftmals dazu, dass Partnerschaften plötzlich nicht mehr gelebt werden wollen. Verantwortlich hierfür ist ein romantischeres Bild, welches vor allem in der Anfangsphase der Verliebtheit kreiert wird. Sobald die sprichwörtliche rosafarbene Brille verschwindet, sind die kleinen Macken, die vormals charmant galten, unerträgliche Eigenschaften. Mehr Toleranz und weniger Erwartung gepaart mit Kommunikation helfen, zu schnelle Trennungsgründe auf den Prüfstand zu stellen und Lösungen hierfür zu finden.

 

 

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