Was Spieler zum neuen Glücksspielgesetz wissen müssen

Was Spieler zum neuen Glücksspielgesetz wissen müssen
Bild von Greg Montani auf Pixabay

Online-Glücksspiel erfreut sich in Deutschland seit Jahren wachsender Beliebtheit. Aus diesem Grund haben die Bundesländer geschlossen für einen neuen Glücksspielstaatsvertrag gestimmt. Was in 2012 durch Gerichte gekippt wurde, soll nun endlich klappen. Bereits im vergangenen Oktober begann die dazugehörige Übergangsphase.

Seit dem 1. Juli 2021 ist der neue Staatsvertrag gültig. Anbieter mit Lizenzwunsch müssen seitdem einige Regeln einhalten. Was die Spieler direkt zu spüren bekommen. Wir fassen zusammen, worin die Änderungen bestehen.

Trennung von Slots & Tischspielen

Seit der Übergangsfrist hat sich das Spielangebot stark ausgedünnt. Mittlerweile dürften alle seriösen Anbieter auf die Trennung von Slots und Tischspielen umgestellt haben. Womit Letztgenannte de facto verboten sind. Denn für die Betreiber war sofort klar, dass sie die profitableren Spielautomaten behalten werden.

Natürlich könnte eine zweite Webseite entwickelt werden, doch das ist wenig lukrativ. Der hohe Verwaltungsaufwand und die Aufgliederung der Kundeschaft sprechen dagegen. Somit reduziert sich das Spielangebot drastisch. Wer bislang gerne Roulette, Blackjack und Baccarat zur Unterhaltung nutzte, sucht nun vergebens danach. Bzw. findet sich bei nicht-lizensierten Angeboten wieder.

5%-Slotsteuer

Der Glücksspielstaatsvertrag sieht eine Sonderabgabe für Online Casinos von 5,3% auf den Umsatz vor. Dies belastet die Unternehmen finanziell sehr stark. Diese haben dahingehend reagiert, dass sie die Abgabe an ihre Spieler weiter reichen. Eine zu erwartende Entscheidung, welche die potentiellen Gewinne stark schmälert. Diese Abgabe wird ebenso bei Verlusten angerechnet. Wer also 100€ verliert, zahlt sogleich 5€ als „Gebühr“ oben drauf.

Manche Anbieter haben dies anders gelöst, damit die Abgabe bei den Spielern weniger auffällt. Sie senkten schlichtweg die Auszahlungsquote (RTP) schlichtweg um geschätzte 5%. Womit viele Slots schlagartig unter 90% RTP liegen. Damit gilt eine magische Grenze für erfahrene Spieler durchbrochen.

5-Sekunden-Pause & 1€-Maximaleinsatz

Der Spielspaß ist damit deutlich gebremst, denn die Erwartungen müssen zurückgeschraubt werden. Doch das ist erst der Anfang. Hinzu kommen zwei weitere Kniffe, welche dem Spielerschutz dienen sollen. Bei Spielautomaten muss zwischen zwei Drehungen eine Pause von 5 Sekunden eingehalten werden. Die Autospin-Funktion gehört damit der Vergangenheit an.

Damit nicht genug, denn pro Drehung dürfen maximal 1€ gesetzt werden. Progressive Setzstrategien sind somit vorbei. Highroller dürften sich extrem eingeschränkt fühlen. Wobei gilt 1€ pro Runde schon als hoher Einsatz?

1.000€ Einzahlungslimit pro Monat

Bleiben wir bei den Highrollern, so sehen sich diese mit einem weiteren Limit konfrontiert. Pro Monat dürfen maximal 1.000€ eingezahlt werden. Wobei hier noch unklar ist, ob dies Webseiten-übergreifend geschehen soll. Dazu müssten alle konkurrierenden Anbieter miteinander kommunizieren. Womöglich ließe sich dies auch mit der geplanten Sperrdatei verbinden (siehe unten).

Ein Bruchteil der Kundschaft soll jedoch die Möglichkeit erhalten, ihr monatliches Limit anzuheben. Dazu soll Kontakt mit dem Kundendienst aufgenommen werden.

Verifizierung vor erster Einzahlung

Was den Anbietern richtig schwer im virtuellen Magen liegen dürfte, haben wir noch gar nicht erwähnt. Alle Neukunden müssen sich auf eine Glückspielwebseite verifizieren BEVOR sie zum ersten Mal Geld einzahlen können. Wer von dieser Regel noch nichts weiß, dürfte sich schnell abgeschreckt fühlen. Denn je nach Plattform, kann eine Verifizierung 48 Stunden und mehr andauern.

Informationen zu Gewinnen & Verlusten

Spieler sollen regelmäßig über ihre Gewinne und Verluste informiert werden. Viele Anbieter setzen dies mit Einblendungen nach dem Login um. Darüber hinaus soll es einen „Panikknopf“ geben, welcher von überall erreichbar ist. Er setzt eine sofortige Sperre für 24 Stunden in Gang.

Nationale Sperrdatei & Glücksspielbehörde

Alle Anbieter müssen sich einer nationalen Sperrdatei. Welche es nach unserem Wissen derzeit noch nicht gibt. Was wohl daran liegen dürfte, dass die dazugehörige Glücksspielbehörde in Sachsen-Anhalt noch lange nicht einsatzbereit ist. Manche Schätzungen gehen davon aus, dass die volle Funktionalität der Behörde erst in 2028 gegeben sein wird.

Fazit: Der deutsche digitale Glücksspielmarkt ist unattraktiv geworden

Um Spieler zu schützen, will die Regierung es ihnen so unangenehm wie möglich machen. Das wurde zwar nie so kommuniziert, liegt aber klar auf der Hand. 5 Sekunden Pause, 1€ Maximaleinsatz und die Verifikation vor Ersteinzahlung: Alles gute Gründe, um den digitalen Glücksspielmarkt für unattraktiv zu erklären.

Was in 2012 scheiterte, ist nun zwar transparenter und leichter umzusetzen. Besser ist es deshalb für Spieler und Anbieter nicht geworden. Ob ein weiteres Ziel, die Verdrängung vom Schwarzmarkt, damit in greifbare Nähe rückt, ist stark zu bezweifeln. Viele Online Casinos versuchen trotzdem Fuß zu fassen. Mal schauen, wie lange sich diese den streng regulierten deutschen Glücksspielmarkt leisten können?

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