Diakon als Beruf: Ist es staatlich anerkannt?

ist diakon ein anerkannter ausbildungsberuf

Der Beruf des Diakons umfasst ein geistliches Amt innerhalb der Kirche, bekannt als Diakonat. Neben der Verkündigung und Mitwirkung im Gottesdienst zählen die Sorge um Bedürftige sowie Verwaltungsaufgaben zu den zentralen Tätigkeiten eines Diakons. In der evangelischen Kirche erfordert die Ausbildung zum Diakon sowohl eine kirchlich anerkannte theologische als auch eine staatlich anerkannte Ausbildung in einem Sozialberuf.

Die Ausbildung zum Diakon/zur Diakonin erfordert eine mindestens dreijährige Ausbildung mit staatlich anerkanntem Abschluss auf Fachschul-, Fachhochschul- oder universitärer Ebene in einem für Kirche und Diakonie förderlichen Beruf. Zudem umfasst die Ausbildung nach den landeskirchlich anerkannten Curricula mindestens 1.200 Unterrichtsstunden in den diakonisch-theologischen Fächern. Die Einsegnung ins Amt ist ein integraler Bestandteil der Ausbildung.

Zur erfolgreichen Teilnahme an der Diakonie Ausbildung werden Kenntnisse in verschiedenen Fachbereichen verlangt, darunter systematische Theologie, Kirchen- und Diakoniegeschichte, Sozialpolitik, Sozialethik und Soziologie. Die Ausbildung schließt mit einem Examen ab, das unter Vorsitz einer Vertreterin oder eines Vertreters der zuständigen Landeskirche abgenommen wird. Die Einsegnung in das Amt der Diakonin oder des Diakons erfolgt in einem Gottesdienst im Auftrag der Landeskirche.

Wichtige Punkte

  • Die Ausbildung zum Diakon/zur Diakonin erfordert eine mindestens dreijährige Ausbildung mit staatlich anerkanntem Abschluss.
  • Mindestens 1.200 Unterrichtsstunden in diakonisch-theologischen Fächern sind Teil der Ausbildung.
  • Kenntnisse in systematischer Theologie, Kirchen- und Diakoniegeschichte sowie Sozialpolitik und Sozialethik sind erforderlich.
  • Die Ausbildung schließt mit einem Examen und einer feierlichen Einsegnung ab.
  • Die Ausbildungsgänge werden von kirchlich anerkannten Ausbildungsstätten angeboten.

Geschichte des Diakonats

Das Diakonat ist eines der ältesten Ämter innerhalb der christlichen Kirche und hat sich über Jahrhunderte hinweg entwickelt. Die Geschichte des Diakonats zeigt, wie sich das Amt an die Bedürfnisse und Herausforderungen der jeweiligen Zeit angepasst hat.

Ursprünge im Neuen Testament

Die Ursprünge des Diakonats liegen im Neuen Testament. In den frühchristlichen Gemeinden wurde der Begriff Diakon verwendet, um jene zu bezeichnen, die in der Sorge um die Bedürftigen und in der Unterstützung der Gemeinde tätig waren. Diese Form der Diakonie war eine wesentliche Komponente der Nächstenliebe und der Dienste innerhalb der Gemeinde.

Entwicklung im Mittelalter

Im Mittelalter erlebte die Diakonie eine bedeutende Transformation. Die mittelalterliche Kirche etablierte eine hierarchische Struktur, in der das Diakonat einen festen Platz einnahm. Diakone wurden vermehrt in Klöstern und kirchlichen Einrichtungen eingesetzt, wobei ihre Aufgaben oft mit der Verwaltung und dem geistlichen Dienst verbunden waren.

Reformation und ihr Einfluss

Die Reformation brachte eine erneute Gewichtung des Diakonats mit sich. Insbesondere Johannes Calvin erkannte die Wichtigkeit des Amtes für die christliche Gemeinde. Calvin betonte die Bedeutung und Notwendigkeit eines aktiven Dienstes der Diakone in der Versorgung und Unterstützung der Gemeinschaft, was zu einer Neudefinition des Diakonats führte.

Jahr Ereignis
1845 50 junge Männer traten der Brüderanstalt bei, 35 im Rauhen Haus und 15 als „Sendbrüder“.
1877 154 von 539 voll ausgebildeten Diakonen waren in Rettungshäusern tätig.
1984 Erste Diakonin wurde in den DD-Vorstand gewählt.
2002 Die Rahmenlehrplan der theologischen Ausbildung wurde ergänzt und genehmigt.

Aufgaben eines Diakons

Die Aufgaben eines Diakons sind vielschichtig und umfassen verschiedene Bereiche innerhalb der Gemeindearbeit. Eine fundierte Ausbildung und kontinuierliche Weiterbildung sind Voraussetzungen, um diesen vielfältigen Aufgaben gerecht zu werden.

Verkündigung und Gottesdienst

Ein wesentlicher Bestandteil der Aufgaben eines Diakons ist die Verkündigung der christlichen Botschaft. Diese erfolgt nicht nur durch Predigten, sondern auch durch die Mitwirkung im Gottesdienst. Dazu gehört das Lesen von Schriftlesungen, das Halten von Predigten und das Assistieren bei der Feier der Sakramente. Diakone tragen somit stark zur spirituellen und liturgischen Landschaft der Gemeinde bei.

Diakonie und soziale Arbeit

Diakonie und soziale Arbeit sind zentrale Aufgaben eines Diakons. Sie kümmern sich um Bedürftige, bieten Beratung und Unterstützung in Krisensituationen und setzen sich aktiv für soziale Gerechtigkeit ein. Dies kann von der Organisation von Suppenküchen bis hin zur individuellen Sozialberatung reichen. Die Ausbildung umfasst mindestens 1.200 Unterrichtsstunden in diakonisch-theologischen Fächern, was die Wichtigkeit dieser Aufgaben unterstreicht.

Verwaltung und Gemeindeführung

Neben der Verkündigung und sozialen Arbeit übernehmen Diakone auch administrative Aufgaben in der Gemeindeführung. Dies schließt die Planung und Durchführung von Gemeindeaktivitäten, Verwaltungsaufgaben und die Mitarbeit in verschiedenen Gremien ein. Oft sind sie die Schnittstelle zwischen der kirchlichen Institution und den Gemeindemitgliedern und tragen somit zur effektiven Gemeindeführung bei.

Diakonat in der römisch-katholischen Kirche

Der Diakonat in der römisch-katholischen Kirche ist von zentraler Bedeutung und bildet die erste Stufe des Weihesakraments. Er ermöglicht die Eingliederung in den Klerusstand nach bestimmten Kriterien und bietet vielfältige Möglichkeiten zur aktiven Teilnahme an Gemeindearbeiten.

Diakonat römisch-katholische Kirche

Weihesakrament und Stufen

In der römisch-katholischen Kirche durchlaufen angehende Diakone verschiedene Stufen des Weihesakraments. Dabei ist zu beachten, dass der Diakon im Unterschied zum Priester und Bischof bestimmte liturgische Aufgaben übernehmen kann. Es gibt verheiratete Diakone und unverheiratete Männer, die das Zölibatsgelübde ablegen müssen. Diese Struktur wird von der Kirche streng geregelt und findet in der „Ratio fundamentalis institutionis diaconorum permanentium“ detaillierte Erwähnung.

Rolle und Aufgaben in der Gemeinde

Die Aufgaben eines Diakons in der römisch-katholischen Kirche sind vielfältig. Sie umfassen nicht nur die Assistenz bei der Messe, sondern auch die Übernahme von Gemeindeaufgaben wie Taufen, Trauungen und Begräbnisfeiern. Der ständige Diakonat, wiederhergestellt durch das II. Vatikanische Konzil, hat sich als wertvoll für die Missionsaufgabe der Neu-Evangelisierung erwiesen.

Verheiratete und unverheiratete Diakone

Ein besonderes Merkmal des Diakonats römisch-katholische Kirche ist die Möglichkeit für verheiratete Männer, Diakone zu werden. Im Gegensatz dazu müssen unverheiratete Kandidaten ein Zölibatsgelübde ablegen. Diese Flexibilität ermöglicht es, sowohl verheirateten als auch unverheirateten Männern wesentliche liturgische und pastorale Aufgaben wahrzunehmen. Ab dem Frühjahr 2025 wird im Bistum Osnabrück ein neuer Ausbildungskurs für Männer beginnen, die sich dauerhaft als Diakone ausbilden lassen möchten.

Die fortgesetzten Bemühungen, Frauen in das Diakonat einzubinden, bleiben ein zentrales Thema. Trotz des aktuell bestehenden Verbots der Frauenordination gemäß Kirchenrecht, setzen Frauen wie Gabriele Kuhlmann und Andrea Tüllinghoff ihre Ausbildung fort und engagieren sich intensiv für ihren Platz im Diakonat der Frau Netzwerk.

Diakonat in der evangelischen Kirche

Das Diakonat in der evangelischen Kirche vereint kirchlich-theologische und sozialberufliche Qualifikationen. Die Einsegnung ins Amt betont die spirituelle und berufliche Hingabe an den Gemeindedienst. Sowohl in der Ausbildung als auch in der Praxis spielen Reflexion und Supervision eine zentrale Rolle.

Diakonat evangelische Kirche

Bedeutung und Aufgaben

Diakone in der evangelischen Kirche sind in vielfältigen Bereichen tätig. Sie engagieren sich in Jugend- und Seniorenarbeit, Hospizdiensten und anderen sozialen Aufgaben. Die Ausbildung umfasst 970 Stunden praktischen Ausbildungsteil über sechs Semester und 15 Stunden pro Woche Mitarbeit in sozialen Feldern. Dabei wird besonderes Augenmerk auf die Entwicklung von Ethik, Religion und Spiritualität gelegt.

Unterschiede zur katholischen Kirche

Ein wesentlicher Unterschied zur katholischen Kirche ist das Fehlen von Weihestufen. Stattdessen erfolgt eine Einsegnung ins Amt. Zudem gibt es im evangelischen Diakonat keine Zölibatsvorschriften, was eine größere Flexibilität bietet. Die Gleichstellung mit anderen geistlichen Ämtern ist kirchenrechtlich verankert, wodurch Diakon*innen eine wichtige Rolle in der Gemeindeführung einnehmen.

Diakonie in der Gemeinde

Diakon*innen sind dafür ausgebildet, in multiprofessionellen Teams zu arbeiten. Ihre soziale und religiöse Ausbildung erweitert ihre Fähigkeiten, den Gemeindedienst effektiv zu gestalten und Menschen in verschiedenen Lebenslagen zu unterstützen. Sie übernehmen eine Schlüsselrolle in der Verbreitung des Evangeliums und leisten durch ihre Arbeit in der Diakonie einen bedeutenden Beitrag zur Stärkung der Gemeinde.

Aspekt Evangelische Kirche Katholische Kirche
Weihe Einsegnung Weihesakrament
Zölibat Keine Vorschriften Nur für unverheiratete Diakone
Gleichstellung der Ämter Etabliert und rechtlich verankert Hierarchische Struktur
Gemeindebezogene Aufgaben Breites Spektrum in sozialen und spirituellen Bereichen Primär liturgische Unterstützung und Sakramentenspendung

Ausbildung zum Diakon

Die Ausbildung zum Diakon/zur Diakonin ist dual ausgerichtet und kombiniert sowohl eine kirchlich-theologische als auch eine sozialberufliche Qualifikation. Diese umfassende Ausbildung befähigt die Diakone, ihre vielfältigen Aufgaben in Gemeinde und Diakonie erfolgreich zu erfüllen. Sie erfordert einen staatlich anerkannten Abschluss auf Fachschul-, Fachhochschul- oder universitärer Ebene in einem für Kirche und Diakonie förderlichen Beruf.

Kirchlich-theologische Ausbildung

Die kirchlich-theologische Ausbildung umfasst mindestens 1.200 Unterrichtsstunden in diakonisch-theologischen Fächern. Diese Ausbildung wird von kirchlich anerkannten Ausbildungsstätten entwickelt und angeboten, wobei die Curricula der kirchenamtlichen Genehmigung bedürfen. Ein tiefes Verständnis der theologischen Konzepte ist essenziell, um die Rolle des Diakons in der Verkündigung und im Gottesdienst zu meistern.

Sozialberufliche Qualifikation

Neben der Theologie ist auch die sozialberufliche Qualifikation ein zentraler Bestandteil der Ausbildung zum Diakon. Diese praxisorientierte Ausbildung bereitet die Kandidaten auf die vielfältigen sozialen Aufgaben vor, die sie innerhalb der Gemeinde und in diakonischen Einrichtungen übernehmen werden. Ein staatlich anerkannter Abschluss stellt sicher, dass die angehenden Diakone auch außerhalb der Kirche anerkannt und geschätzt werden.

Einsegnung ins Amt

Den Abschluss der Ausbildung zum Diakon bildet die Einsegnung ins Amt, die in einem feierlichen Gottesdienst im Auftrag der Landeskirche erfolgt. Dieses Ereignis markiert den Übergang vom Ausbildungskandidaten zum vollwertigen Diakon und ermöglicht es den neuen Trägern des Amts, ihre erworbenen Qualifikationen und Fähigkeiten in der Praxis anzuwenden. Die Prüfung wird unter Vorsitz einer Vertreterin oder eines Vertreters der zuständigen Landeskirche abgenommen, um die kirchliche Anerkennung zu gewährleisten.

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