Minimalismus: Kleine Veränderungen mit großer Wirkung

Ordnung statt Chaos
Ordnung statt Chaos

Innen wie Außen – unser Zuhause ist das Spiegelbild unserer inneren Einstellung. Das äußere Chaos kann eine innere Leere kompensieren und zu viel Hektik bringt uns leicht aus der Ruhe. Jetzt ist die ideale Zeit, um wieder Ordnung in unser Leben zu bringen. Viele sind erstaunt, wenn sie bemerken, dass auf das Großreinemachen eine Reihe kleinerer Veränderungen folgen.

Ständig prasseln neue Reize auf uns ein: Das Telefon liegt in Griffweite und wir können jederzeit verfügbar sein. Während wir im Homeoffice gerade die Zeit nutzen, um unseren Firmenauftritt zu überarbeiten, läuft im Hintergrund das Radio und im Minutentakt meldet uns ein Ton den Eingang von neuen Nachrichten. Viele fühlen sich gehetzt und beklagen sich, dass sie keine Zeit mehr für sich selbst finden.

Wenn die Natur wieder grüner wird, kündigt das stets neues Wachstum an und vielerorts wird der traditionelle Frühjahrsputz in Angriff genommen. Auf Bali fegen die Menschen jeden Morgen ihre Hütten. Es heißt, dass so die bösen Geister hinausgeworfen werden. Auch im Feng-Shui spielt Ordnung und Sauberkeit eine wesentliche Rolle und buddhistische Mönche haben selten mehr Besitz als in zwei Kartons passt.

Selbst wenn wir mit fernöstlichen Philosophien wenig am Hut haben, erfreuen wir uns dennoch am frischen Geruch der geputzten Wohnung und wenn wir abends den vollen Wäschekorb sehen, können wir uns kaum entspannen, weil die noch zu erledigende Arbeit immer im Blick ist. Selbst wenn wir den Korb in einen Schrank stellen, ist das nur eine kurzfristige Überlistungsstrategie.

Innere Ruhe durch äußere Ordnung

Marie Kondo begeistert mit ihrem Aufräumkonzept Magic Cleaning die Massen. Tatsächlich werfen wir beim Aufräumen und Ausmisten nicht nur Ballast in Form von kaputten Besitztümern weg, sondern auch vieles an seelischem Ballast. Es kann durchaus passieren, dass plötzlich auch kaputte Freundschaften aus dem Leben verschwinden oder etwas, das wir uns bereits seit langem wünschen, plötzlich in unser Leben tritt. Nun haben wir schließlich Platz.

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Wegwerfen ist immer eine bewusste Entscheidung, denn wir setzen uns mit den Dingen auseinander. An manchen Stücken hängt eine Erinnerung und die können wir jetzt vielleicht ebenfalls loslassen. Gleichzeitig kann Aufräumen und Entrümpeln zu einer Übung in Achtsamkeit werden: täglich zehn Minuten bewusstes Loslassen. Selbst wenn es nur eine Schublade in der Küche ist, die an einem Tag erledigt wird. Es bringt uns innere Sicherheit und es stellt quasi das Training für die großen Themen im Leben dar.

Aufgeräumt mit Kondo
Aufgeräumt mit Kondo

Minimalistisch Leben

Wer einmal gründlich aufgeräumt hat, möchte vielleicht auch die Einrichtung aufs Wesentliche reduzieren. All die Dekoration und die bunt zusammengewürfelten Farben empfinden manche dann als störend und es muss ja auch nicht gleich der kalte avantgardistische Stil sein. Oft genügt es schon, wenn wir die Farben reduzieren oder uns bei jedem Möbelstück fragen, ob wir das tatsächlich nützen. Denn alles, was nicht genutzt wird, lässt laut Feng-Shui das Chi stagnieren und von Chi, der Lebensenergie profitieren wir schließlich alle.

Gut zum reduzierten Einrichtungsstil passt es auch, wenn einiges direkt an der Wand montiert wird. Ist der Fernseher beispielsweise mit einer Wandhalterung montiert, braucht es keine Wohnwand mehr, in der allerhand überflüssiges Zeug verstaut werden kann.

Weniger Ablenkung bedeutet mehr Raum für neue Ideen und Sichtweisen und wir alle lieben doch den Moment, wenn uns lang gesuchte Antworten zufallen.

Minimalistische Wohnungseinrichtung

Es geht darum, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und den Raum bewusst und effizient zu nutzen. Durch klare Linien, dezente Farben und wenige, sorgfältig ausgewählte Möbelstücke entsteht eine beruhigende Atmosphäre, die zum Entspannen einlädt. Es ist eine Lebensweise, die weniger mit materiellen Dingen auskommt und stattdessen Wert auf Funktionalität und Ästhetik legt. Die minimalistische Wohnungseinrichtung kann dabei helfen, den Geist zu beruhigen und ein Gefühl von Klarheit und Ordnung zu schaffen. Indem du diese Tipps beherzigst und deine Wohnung bewusst gestaltest, kannst du eine harmonische und minimalistische Umgebung schaffen, die Ruhe und Entspannung fördert.

  1. Weniger ist mehr: Reduziere Ballast und behalte nur die Dinge, die du wirklich brauchst und die dir Freude bereiten.
  2. Klare Linien und neutrale Farben: Wähle Möbelstücke mit schlichtem Design und dezente Farben wie Weiß, Grau oder Beige, um eine ruhige Atmosphäre zu schaffen.
  3. Multifunktionale Möbel: Entscheide dich für Möbelstücke, die mehrere Zwecke erfüllen können, wie zum Beispiel ein Sofa mit integriertem Stauraum oder ein ausklappbarer Esstisch.
  4. Ordnung halten: Halte deine Wohnung stets aufgeräumt und organisiert, um Unruhe zu vermeiden. Verwende geschlossene Aufbewahrungslösungen, um persönliche Gegenstände aus dem Blickfeld zu halten.
  5. Natürliche Materialien: Setze auf natürliche Materialien wie Holz, Leinen oder Baumwolle, um eine warme und einladende Atmosphäre zu schaffen.
  6. Gezielte Dekoration: Weniger ist auch hier mehr. Wähle gezielt ein paar wenige Deko-Elemente aus, die deinem persönlichen Stil entsprechen und den Raum aufwerten, ohne ihn zu überladen.

Eine minimalistisch-gemütliche Einrichtung besticht durch ihre schlichte Eleganz, klare Funktionalität, nachhaltige Materialien und zeitlose Ästhetik. So entsteht ein harmonisches und beruhigendes Ambiente – die perfekte Grundlage für ein gemütliches Zuhause.

Anna Bergner, Einrichtungsberaterin

Exkurs: Die Philosophie von Ordnung & Chaos

Vielleicht kennst du Friedrich Nietzsches Philosophie bereits. Er sah Chaos nicht nur als etwas Schlechtes an, sondern als eine Quelle von Kreativität und persönlichem Wachstum. Seine Idee war, dass strenges Festhalten an Ordnung allein uns nicht dazu bringt, unser volles Potenzial zu erreichen. Nietzsche betonte die Bedeutung des „Übermenschen“, der das Chaos nicht fürchtet, sondern es akzeptiert und daraus neue Werte und Erkenntnisse schöpft.

„Man muss noch Chaos in sich haben,
um einen tanzenden Stern gebären zu können.“

aus „Also sprach Zarathustra“ von Friedrich Nietzsche

Ein weiterer Blickwinkel kommt von Laozi, einem prominenten chinesischen Philosophen im Daoismus. Er lehrte die Vorstellung von Yin und Yang, also der Dualität von Gegensätzen wie Ordnung und Chaos. Im Daoismus wird argumentiert, dass diese beiden Kräfte sich ergänzen, anstatt sich als absolute Gegensätze zu bekämpfen. Es wird empfohlen, im Einklang mit dem natürlichen Fluss des Dao zu leben, der sowohl Ordnung als auch Chaos umfasst.

Hegel betrachtete die Beziehung zwischen Ordnung und Chaos als einen ständigen Prozess der Veränderung und Entwicklung. Er glaubte, dass in der Welt Gegensätze wie Ordnung und Chaos eng miteinander verknüpft sind. Für ihn war Chaos nicht einfach nur Unordnung, sondern eher eine Chance für Neues und Fortschritt.

In Hegels Sichtweise ist Geschichte ein Weg, auf dem sich das menschliche Bewusstsein weiterentwickelt, indem es mit den Herausforderungen von Chaos und Ordnung konfrontiert wird. Er glaubte, dass es die Aufgabe des Geistes sei, diese Gegensätze zu erkennen und sie in höhere Formen der Einheit zu bringen.

Durch diesen Prozess strebte Hegel danach, ein tieferes Verständnis von Welt und Menschheit zu erlangen, indem er die Komplexität von Ordnung und Chaos in einem umfassenden philosophischen Rahmen vereinte. Siehe hierzu beispielsweise den Beitrag auf Wikipedia zur Phänomenologie des Geistes.

Das sind nur drei von vielen philosophischen Ansätzen zum Thema Ordnung und Chaos. Es gibt eine Vielzahl von Denkern, die ihre eigenen Beiträge dazu geleistet haben, und es herrschen verschiedene Interpretationen und lebhafte Diskussionen darüber in der Geschichte der Philosophie.

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